Ich muss wohl uneingeschränkt zugeben, dass ich bei der Nibelungensage in der Schule nicht ausreichend aufgepasst habe. Vielleicht habe ich die sagenumwogende Geschichte von Sigfried dem Drachentöter auch schlichtweg im Laufe der Jahre vergessen. Wie auch immer. Beim Nibelungensteig geht es in erster Linie ja auch um die reizvolle Landschaft des Odenwaldes. Wer zwischen dem Gehämmer der Spechte und dem Rascheln der Baumkronen Abgeschiedenheit und einsame Pfade sucht, der ist auf dem Nibelungensteig auf jeden Fall ziemlich richtig.

Dieser Beitrag enthält Werbung für den NIBELUNGENSTEIG, der mich zu dieser zweitägigen Wanderung auf dem Steig eingeladen hat. Meine Meinung zur Region und die Inhalte in diesem Beitrag beeinflusst das nicht!

STELL DICH DEM STEIG

… ist der aktuelle Slogan des zertifizierten Qualitätswanderweg „Wanderbares Deutschland“ , welcher mit 130 Kilometern Gesamtstrecke und sagenhaften 4000 Höhenmetern von West nach Ost einmal quer durch den Odenwald führt. Start ist dabei Zwingenberg an der Bergstraße oder Freudenberg am Main. Je nach Vorliebe und Anreiseplanung kann der Nibelungensteig nämlich in beide Richtungen begangen werden.

Sich dem Steig stellen ist auf dem Nibelungensteig meiner Meinung nach auch wirklich Programm. Die Etappen haben es in sich. Nicht nur die Länge der meisten Etappen erfordern eine gewisse Kondition, auch die Höhenmeter versprechen einen sportlichen Fernwanderweg. Ein Abkürzen der einzelnen Etappen ist meist nicht möglich, denn die Weite des Odenwaldes gibt die Infrastruktur nicht her. Und so ergeben sich Entfernungen von bis zu 28 Kilometern um zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit zu gelangen.

Um den gesamten Steig zu erwandern sollest du also schon eine gewisse Grundkondition mitbringen. Um alles Wichtige in deinem Rucksack zu haben, schau doch mal in meinem Beitrag PERFEKT AUSGESTATTET vorbei

Die Etappen

Die perfekte Wochenendtour – von Amorbach nach Freudenberg

Dem gesamten Steig konnte ich mich bisher noch nicht stellen, nur die letzten beiden Etappen habe ich bereits gemeistert. Und so startet mein Abenteuer in Amorbach.

Amorbach liegt mitten im UNESCO Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und darüber hinaus im Dreiländereck von Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Eine über 1.200-jährige Geschichte prägt die die Stadt mit ihren verwinkelten Gassen, den pittoresken Fachwerkhäuser und natürlich der Abteikirche. Und der statte ich vor der Wanderung natürlich noch einen Besuch ab. Es gibt regelmäßig öffentliche Führungen und für unsere kleine Wandergruppe gab es sogar ein exklusives Orgelkonzert auf der Stummorgel, die eigentlich alles andere als Stumm ist. Ihren Namen verdankt sie einzig ihren Erbauern, den Gebrüdern Stumm. Wirklich sehr beeindruckend!

Amorbach allein ist schon einen Tagesausflug wert und wer hier noch übernachten mag, dem kann ich das moderne Hotel Emichs ans Herz legen.

Von Amorbach nach Miltenberg

| Start Amorbach Stadtmitte | 13 Kilometer | Höhenmeter bergauf 424 | bergab 446 | Gehzeit ca. 4 h > leicht begehbare Wald- und Wiesenwege | GPX TRACK

Nach all der Kultur geht es jetzt aber endlich hinaus aus der Stadt, hinein in die Natur. Und die will gleich zu Beginn mit einem kleinem Aufstieg erobert werden. Schon nach zwei Kilometern stehe ich auf dem Gotthardsberg. Hier steht die romantische Kirchenruine, welche über eine schmale Treppe auch bestiegen werden kann. Der Aufstieg lohnt sich alleine schon wegen des einmaligen Rundumblickes in den bayerischen Odenwald.

Auf den folgenden Kilometern wechseln sich Wälder, aber auch offene Feld- und Wiesenlandschaften ab. Ein am Wegesrand stehender Holzstand mit Honig von heimischen Odenwälder Bienen verleitet mich dazu, meinen Rucksack um 500 Gramm zu beschweren. Wir passieren zwei kleine Ortschaften in der es sogar eine Einkehrmöglichkeit gibt (zumindest am Wochenende), wandern entlang einer alten keltischen Ringwallanlage und erreichen schließlich die Mildenburg, welche oberhalb von Miltenberg thront.

Ein Stadtbummel durch Miltenberg

Wandert man auf dem Nibelungensteig, landet man ganz unweigerlich in Miltenberg. Die Kreisstadt gehört zu Unterfranken und liegt somit in Bayern. Geschichtlich tauchte Miltenberg bereits vor dem Mittelalter auf. Erst 1816 wird die Stadt bayerisch.

Wer Fachwerk liebt, wird auch Miltenberg lieben. Die mittelalterliche Altstadt strahlt nämlich im Glanz der zahlreichen schmucken Fachwerkhäuser. Mit vielen kleinen Geschäften und Lokalitäten lockt die Fußgängerzone so zum flanieren, verweilen und beobachten. Und auch am Mainufer lässt es sich aushalten. Schiffe beobachten inklusive.

Und apropos Lokalitäten! Wer viel wandert, darf natürlich auch viel essen. Für eine deftige Einkehr möchte ich dir unbedingt das Gasthaus Riesen ans Herz legen, denn hier habe ich nicht nur vorzüglich gegessen, sondern auch gleich im ältesten Gasthaus Deutschlands Platz nehmen dürfen.

Stadtführung

In Miltenberg gibt es zahlreiche zertifizierte Gästeführer, die eine Vielzahl an interessanten Stadtführungen und auch Wanderungen rund um Miltenberg anbieten. Wir kommen mit unserer kleinen Wandergruppe ebenfalls in den Genuss und lernen neben den bekannten Wegen der Stadt einige kleinen Seitengässchen kennen, die man wahrscheinlich als normaler Besucher nicht entdeckt hätte.

Von Miltenberg nach Freudenberg am Main

| Start Miltenberg Stadtmitte | 12 Kilometer | Höhenmeter bergauf 360 | bergab 280 | Gehzeit ca. 4 h > leicht begehbare Wald- und Wiesenwege | GPX TRACK

Ein letzter Blick zurück auf die wundervolle Stadt Miltenberg muss sein, bevor das rote N auf weißem Grund den Weg entlang des Mainufers anzeigt. Auf der letzten Etappe des Nibelungensteigs gibt es natürlich nochmal viele Highlights. Das Erste wartet in der benachbarten Ortschaft Bürgstadt. Hier steht die Martinskapelle, welche durch ihre kunstvolle Bemalung im Inneren weit über die Grenzen des Odenwaldes hinaus bekannt ist. Ich muss gestehen, dass dieses Wissen bisher an mir vorbei gegangen war. Bisher!

Nach einer ausgiebigen Besichtigung geht es bergauf. Über den sogenannten Eichenbuckel gelangen wir zur Ruine der Centgrafenkapelle. Bereits im dreißigjährigen Krieg wurde mit dem Bau begonnen. Fertiggestellt wurde sie allerdings nie und so zeugen die Reste der dicken Steinmauern von früheren Zeiten.

Sandsteinskulpturen erzählen eine Geschichte

Ab hier führt der Nibelungensteig übrigens auch auf dem Bildungs- und Jugendwanderweg. Der eigentlich 10 Kilometer lange Rundweg beginnt am Naturparkplatz Stutz gleich oberhalb von Bürgstadt und begleitet uns ein Stück in Richtung Freudenberg. Der Weg ist mit zahlreichen Sandsteinskulpturen gesäumt und erzählt die Geschichte der Nibelungensage.

Der Jugend- und Bildungswanderweg ist ein relativ neues Projekt des Odenwaldklubs Miltenberg e.V. und Schülerinnen und Schülern der hiesigen Schulen. Die am Weg aufgestellten Infotafeln und auch die Sandsteinskulpturen haben die Schüler selbst gestaltet.

Verschnaufpause am Wannenberg

Nach so vielen Infos am Wegesrand gibt es eine kleine Verschnaufpause Wannenberg. Der 482 Meter hohe Berg bietet zwar keine Aussicht, da er umgeben von Bäumen ist, aber es gibt ganz Stilecht ein Gipfelkreuz. Und auch ein Gipfelbuch gibt es. Vielleicht findest du ja unseren Eintrag?!

Abstieg nach Freudenberg

Kurz vor Freudenberg wandern wir inmitten des Waldes von Bayern nach Baden-Württemberg. Die Burg Freudenburg liegt dabei zufälligerweise gleich auf dem Weg. Heute feiert man hier das Burgfest und so gibt es neben einigen geschichtlichen Infos noch ein kühles Getränk welches wir uns nach der Wanderung auch redlich verdient haben.

In den Sommermonaten gibt es regelmäßig Burgfestspiele und die sind inmitten dieser Kulisse sicherlich ziemlich spektakulär. Beim Burgschauspielverein kannst du dich über die aktuellen Vorführungen informieren.

Von hier geht es über zahlreiche unebener Stufen hinab nach Freudenberg.

Rückreise nach Amorbach

In Freudenberg angekommen, geht es zu Fuß in wenigen Minuten über die Mainbrücke zum Bahnhof Kirschfurt. Der RE 87 fährt von hier bis nach Miltenberg und nach kurzem Umstieg in die RB 84 sind wir nach einer knappen Stunde zurück in Amorbach.

Danke an eine mega tolle Wandertruppe! Ohne euch wäre die Tour nur halb so schön gewesen. Mit dabei waren: Jörg von outdoorsuechtig.de / Fabio von fabiolous_photography / Betti von outdoor.betti / Alex von outdooralex79 – schaut unbedingt mal bei diesen tollen Menschen vorbei!